Hammerklavier

Eine Besonderheit stellt mit Sicherheit das, bei den Renovierungsarbeiten im Gerstlhaus, gefundene Fortepiano der Klaviermanufaktur „Anton Walter und Sohn“ aus dem Jahre 1813/14 dar.

Mit der Entwicklung des Hammerklaviers zum eigentlichen Soloinstrument und dem Aufstieg Wiens zum absoluten Zentrum des Klavierbaus Ende des 18. Jahrhunderts, beheimatete die österreichische Hauptstadt mehrere hundert Klavierbaufirmen, einige davon mit international hohem Ansehen. Zu ihnen gehörte auch der 1780 aus Deutschland in die Kaiserstadt gekommene Anton Gabriel Walter (1752-1826), der in seiner, im Stadtteil „Leimgrube“ gelegenen Werkstätte Instrumente unvergleichbarer klanglicher Qualität fertigte. Das „Dreigestirn“ der Wiener Klassik  – Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven – schätzte die Flügel der Walter’schen Produktion sehr und zog sie zum Teil den anderen sogar vor. Ab 1792 fertigte Anton Walter in seiner Werkstätte zusammen mit seinem Stiefsohn Joseph Schöffstoß Hammerklaviere – eben jene mit „Anton Walter und Sohn“ beschilderte Klaviere, wie der in Schenkenfelden stehende Flügel. An den Instrumenten der Firma orientierten sich Wiener Klavierbauer der folgenden Generation, denn sie waren bedeutend tragfähiger im Ton und dank einer verbesserten Mechanik zuverlässiger und belastbarer.

Das im Biedermeierzimmer stehende Instrument, dessen Stimmhöhe zwischen 415 und 417 Hz liegt, verfügt über einen Tonumfang von 6 Oktaven (F1 – f4) und insgesamt 6 Pedale. Vier davon werden, wie beim modernen Klavier mit den Füßen bedient:

  • Dämpfungsaufhebung
  • una corda-Pedal
  • Fagott-Zug
  • Janitscharen-Zug (3stufig)

Zwei zusätzliche Klangfarben können mit einem jeweiligen Kniehebel erzeugt werden:

  • Moderator (2stufig)
  • Harfen-/Lauten-Zug

Um für mehr Klangvolumen und Stabilität zu sorgen, hat Anton Walter in diesem, sonst ganz aus Holz gebauten Hammerklavier bereits drei Eisenstreben eingebaut.

Von den zahlreichen Instrumenten, die die Werkstätte verließen, sind nur wenige erhalten geblieben, ja aus dem Jahre 1813/14, aus dem auch der Walter-Flügel im Gerstlhaus stammt sind es gerade einmal eine Handvoll. In mehrjähriger hingebungsvoller und fachmännischer Arbeit wurde das Hammerklavier im Biedermeierzimmer vom Wiener Restaurator Albrecht Czernin originalgetreu wiederhergestellt und in einen spielbaren Zustand versetzt.